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Ben-Chorin, Schalom; Langer, Michael; Kaufmann, Hans Günther

Sinai

Verheißung aus der Stille. Tyrolia-Verlag, Innsbruck-Wien 1991. 104 Seiten.

So muß ein Buch über den Sinai sein. Große, ruhevolle Bilder des durch Bände über Kulturen und Religionen bekannten Fotografen Hans Günther Kaufmann: Steine, Stille und Licht. Texte des intensiv einsichtigen jüdisch-christlichen Brückenbauers Schalom Ben-Chorin und des kathoischen Theologen Michael Langer.

Dieser läßt in der Einleitung das Entstehen der Halbinsel aus 60 000 Quadratmetern Stein vor 45 bis 10 Millionen Jahren erfahren, der „ganz großen furchtbaren Wüste“ (Dtn 1,19), öde und phantastisch, glühend und eiskalt, darin Gold, Kupfer, Türkis, Schlangen und Skorpione, Schauplatz von 50 Heerzügen, Geburtsort des Glaubens an den einen Gott für Juden, Christen, Muslime.

Schalom Ben-Chorin tut jüdische Sinai-Horeb-Überlieferung und Tora-Verständnis auf, erzählt zu den biblischen Texten, die sie umrankenden, vertiefenden jüdischen Geschichten. Er sieht ganz tief auch das Verbindende mit dem Christlichen: der leidende Gott, der Gekreuzigte, das Scheitern an der Berufung. Auch den wenig Kundigen führt er umfassend mit der Güte des Weisen ein. Sehr persönlich wie in einem Gespräch. Ein wunderbarer Religionslehrer.

Beim Gottesnamen beläßt er die Übersetzung „Ich werde sein, der ich sein werde“ und deutet sie: immer der andere, der Lebendige. „Wir sollen daraus lernen, daß der Gott Israels, der Schöpfer des Himmels und der Erde, auch in unserem Leben zu uns in ganz verschiedener Weise sprechen kann.“ Wie am Sinai-Horeb unter ungeheuerlichen Naturerscheinungen und Schofartönen oder zu Elija, in der „Stimme feinen Schweigens“ — die der Untertitel des Buches anklingen läßt.

Michael Langer führt durch das sehr ehrwürdige Katharinenkloster und seine Geschichte. Und zum Gebel Musa, den man von unten nicht sehen kann. Man muß es wagen, hinaufzusteigen auf dem „Pfad unseres Herrn Mose“ mit den 4000 Granitplatten, die schon im 4. Jahrhundert von der Pilgerin Aetheria beschrieben wurden.

Arabische und türkische Herrscher haben dem Katharinenkloster Schutzbriefe ausgestellt. Eine Moschee steht auf dem Berg, eine andere aus dem 12. Jahrhundert in der Klosteranlage. 400 Beduinen leben heute um den Gebel Musa in einer aus christlichen und islamischen Elementen gemischten Frömmigkeit. Der ägyptische Präsident Sadat wollte hier Synagoge, christliche Kirche und Moschee vereinigen.

Elisabet Plünnecke


Jahrgang 1 — 1993/94 Seiten 291-292



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