Freiburger Rundbrief Freiburger Rundbrief
    Archiv Neue Folge > 1995 > 244  

Home
Leseproben

Inhalt Neue Folge
Archiv Neue Folge
1993/94
1995
1996
1997
1998
1999
2000

Inhalt der Jg. vor 1993
Archiv vor 1993

Gertrud Luckner
Bestellung/Bezahlung
Links
Mitteilungen
 
XML RSS feed
 
 
Display PRINT friendly version
Levenstein, Meir

„Du sollst sterben und nicht leben“

Ein Bericht über die Vernichtung der Juden Lettlands. (Anpassung — Selbstbehauptung — Widerstand — Band 3.) LIT Verlag, Münster 1993. 133 Seiten.

In Lettland lebten vor Beginn der deutschen Besatzung etwa 95.000 Juden. Bis Herbst 1944 waren davon mindestens 90.000 ermordet worden. Das Getto der lettischen Hauptstadt Riga spielte in der „Endlösung der Judenfrage“ der Nationalsozialisten eine zentrale Rolle. Dorthin wurden Tausende Juden aus Deutschland, Tschechien, Österreich und anderen Teilen Europas zwangsverschleppt. Dort begann der Massenmord, der sich über ganz Lettland erstreckte und mit Namen wie Salaspils, Jungfernhof, Kaiserwald, Bikernieki-Wald, Shirotawa verbunden wird. Die Gesamtzahl aller in Lettland ermordeten Juden wird heute auf etwa 250.000 geschätzt. Dennoch ist die Gefahr groß, die Vernichtung der Juden in Lettland zu vergessen. Schuld daran war und ist nicht zuletzt die Politik der Sowjetherrschaft, die zwar ständig an die Nazigreuel erinnerte, die Greuel an der jüdischen Bevölkerung dabei aber verschwieg. Meir Levenstein schreibt daher in seinem Epilog: „Im Oktober 1962 fand in Riga das erste Gedenktreffen zur Erinnerung an die Naziopfer statt. Man nannte die Namen vieler Völker, die unter Hitler litten — die Juden erwähnte niemand.“ Das gleiche gilt für Gedenktafeln, Denkmäler oder Prospekte, die von der Sowjetregierung angefertigt wurden. Die Juden wurden von der Opferliste der Nazis gestrichen.

Gerade auch deshalb ist der erschütternde Bericht des lettischen Juden Meir Levenstein über sein Schicksal von 1941 bis 1945 ein unschätzbares Zeugnis, das die Welt an die Tragödie von mindestens 250.000 Juden in Lettland erinnert.

Herbert Winklehner


Jahrgang 2/1995 Seite 56