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Uri R. Kaufmann

Judentum im Unterricht

Schon seit über dreißig Jahren wird das obige Thema behandelt. Saul Robinsohn und Chaim Schatzker haben von israelischer Seite her das Verdienst, auf die Problematik aufmerksam gemacht zu haben. Ihre Arbeit floß in eine offiziell ernannte „deutsch-israelische Schulbuchkommission“ ein, die seit 1979 vom Georg-Eckert-Institut für internationale Schulbuchforschung betreut wird. Ihr Thema war, die jüdische Geschichte in deutschen und die deutsche Geschichte in israelischen Lehrbüchern zu analysieren. Ihre Empfehlungen wurden 1985 veröffentlicht und 1992 mit einem rückblickenden Aufsatz von Chaim Schatzker erneut publiziert. Die Kommission beschäftigte sich allerdings nicht mit den Lehrmitteln des Religionsunterrichts. Hier mag das Neutralitätsgebot des Staates in Angelegenheiten der Religion eine Rolle gespielt haben. So ist es erklärlich, daß getrennt davon Pädagogen versuchten, den christlichen Religionsunterricht und die diesbezüglichen Lehrmaterialien zu erforschen. Namen wie Martin Stöhr, Adam Weyer, Heinz Kremers, Peter Fiedler, Günter Biemer, Michael Brocke, Werner Jochum, Pnina Navè Levinson und Ursula Reck seien hier für weitere genannt.

Studienplan des Landes Baden-Württemberg von 1994

Wie wird hier im neuesten Lehrplan Deutschlands das Judentum im christlichen Religionsunterricht behandelt?

Gemeinsamer Nenner der katholischen und evangelischen Religionslehre ist die Behandlung des Lebens- und Jahreszyklus. Allerdings sind beim evangelischen Unterricht viele Unterrichtseinheiten der freien Wahl anheimgestellt: „Glauben und Leben der Juden“ ist in der 7. Klasse der Hauptschule und des Gymnasiums Wahleinheit.1 Pflicht ist die Einheit „Die Wurzel trägt den Stamm“ (Realschule 10. Klasse), die aber entgegen ihrem Titel sehr stark von christlicher Judenfeindschaft und nicht vom Judentum selbst handelt.2 Pflicht ist auch die Einheit „Nach Auschwitz“ (Gymnasium 10. Klasse), in der ein Punkt „eigenständige jüdische Kultur“ erscheint.3 Wenn der Lehrer kein Interesse am Thema Judentum hat, lernt ein evangelischer Real- wie ein Gymnasiumsschüler vor allem die Geschichte der Judenfeindschaft. Ob die Wahleinheiten neben dem Pflichtstoff überhaupt unterrichtet werden können, wird die Praxis zeigen. Im Vergleich zum Islam ist es interessant zu bemerken, daß hier in der 8. Klasse des Gymnasiums von „verschiedenen [islamischen] Strömungen“ explizit die Rede ist.4 Ähnliches vermißt man beim Judentum. Problematisch ist die Wendung von „Reichtum und Bedeutung jüdischer Kultur (Literatur, Kunst und Wissenschaft)“:5 Sind damit jüdische Beiträge oder Beiträge von Juden gemeint? Meint man bei Kunst beispielsweise die Synagogenarchitektur oder sondert man jüdische Künstler aus, die sich als Deutsche verstanden und jüdische Themen nie groß berührten, wie z. B. Max Liebermann? Letzteres ist wohl anzunehmen. Die Erfindung des Begriffes Vitamin durch Richard Willstätter oder das Relativitätsprinzip Einsteins sind ja nicht jüdische Dinge. Hier scheint der Schritt zum Philosemitismus nahe zu sein.

Beim katholischen Religionsunterricht sind Lebens- und Jahreszyklus des Judentums im vorgeschriebenen Unterricht eingeschlossen und kommen in allen drei Schultypen, Haupt-, Realschule und Gymnasium, vor. Es fällt aber auf, daß nur in der 7. Klasse Hauptschule die Rede vom Staat Israel ist.6 Sonst kommt dieses Thema im Gegensatz zum evangelischen Religionsunterricht nicht zur Sprache. Dies ist sicher ein gravierendes Manko. Nachdem der Vatikan Israel diplomatisch de jure anerkannt hat, verwundert diese eigentümliche Zurückhaltung. Während von jüdischen „Parteiungen“ zur Zeit Jesu die Rede (Gymnasium 9. Klasse) ist, vermißt man die Nennung von aktuellen Strömungen im heutigen Judentum.7 In einer freiwilligen Einheit des Grundkurses (Klasse 12/13) kann die neuere Jesus-Literatur im Unterricht behandelt werden, neben Flusser, Lapide und Ben-Chorin findet sich auch ein Hinweis auf Mußner und Thoma.8

Beide Religionen setzen sich mit dem Versagen der Kirchen während des Nationalsozialismus auseinander. Dies ist sicherlich ein wichtiger Schritt. Die heutige Vielfalt im Judentum und auch die Kontinuität jüdischer Präsenz in Deutschland seit tausend Jahren werden — leider — nicht erwähnt. Dies ist ein um so größeres Defizit, da der Lehrplan für Geschichte das gesamte antike Judentum dem christlichen Religionsunterricht zuweist und die Juden nur anläßlich der Verfolgungen von 1348/49 und 1933 ausdrücklich erwähnt.

Lehrpläne wirken sehr stark auf die Abfassung von Lehrmitteln. Obwohl bei Lehrbüchern mehr Platz vorhanden ist, als in den schematischen Lehrplänen, weist eine Durchsicht von etwa dreißig neueren Lehrmitteln immer noch eine Reihe von Mängeln auf.

Lehrmittel

1. Der Hinweis auf die antike jüdische Geschichte und ihre Kontinuität seit Jesus und der Zerstörung des Tempels bis hin zum Mittelalter oder gar zum 18. Jh. fehlt meist ganz. Juden kommen oft nur in der negativen Perspektive der Verfolgung vor. Wie sie beispielsweise nach Deutschland kamen, um 1096 von den Kreuzrittern verfolgt zu werden, wird nicht erklärt.

2. Daß die heute bedeutendste jüdische Gruppe, die aschkenasischen Juden, ihren Ursprung in Deutschland hatte, wird nicht gewürdigt. (Die „Heiligen drei Gemeinden“: Speyer, Worms, Mainz [11.-14. Jh.], Autoritäten wie Raschi, Rabbenu Gerschom und Meir aus Rothenburg sind — leider — völlig unbekannte Größen.)

3. Unbekannt ist, daß sich etwas früher die sephardische Gruppe im islamischen Bereich (besonders in Spanien) entwickelte. Die „Landmannschaft“ bildet heute wohl trotz der Einwanderung aus Rußland die Mehrheit im Staat Israel.

4. Eine naive Verklärung des Chassidismus läßt dessen Selbstverständnis außer acht. Seine Gegner, die „Mitnagdim“ in Litauen (Wilna) sind unbekannt, ebenso die scharfen Konflikte mit dem damaligen jüdischen Gemeinde-Establishment.

5. Eine oft romantisierend-verklärende Darstellung der ostjüdischen Kultur (s. den heutigen Klesmer-Musik-Kult im deutschsprachigen Raum) läßt vergessen, daß die Juden dort froh waren, 1881-1924 aus Elend, Wirtschaftskrise und Verfolgung in den Westen oder ins osmanisch/britische Palästina fliehen zu können.

6. Daß um 1900 drei Typen säkularer jüdischer Identität im Gegensatz zur Orthodoxie vorhanden waren (Zionisten, Bundisten, Polen mosaischer Konfession), ist unbekannt.

7. Die bedeutende jüdische Gemeinschaft in den USA (heute ca. 6 Millionen Juden) und ihre schöpferischen Leistungen gerade nach 1945 (Stellung der Frau im Judentum, neue Wege der Religionspraxis) werden in fast keinem Lehrmittel auch nur erwähnt.

8. Die wichtigen Funktionen der deutschsprachigen Juden als Pioniere der Moderne im Judentum (modernes Schulwesen, Aufklärung und Offenheit zur allgemeinen Kultur, religiöse Neubesinnung, Organisation des Zionismus) werden trotz ihrer kleinen Anzahl nicht gewürdigt.

9. Die Vielfalt jüdischer Identitäten in diesem Bereich, die durch eine Ausdifferenzierung in den 1840er Jahren in drei Typen entstand (neo-orthodoxe, liberale, konservative Strömung) und durch die Auswanderung in die USA mitgetragen wurde und dort immer noch dominant ist und schöpferisch auf alle Juden in der Welt heute wirkt, wird nicht erwähnt.

10. Der Staat Israel als fundamentaler Bestandteil heutiger moderner jüdischer Identität wird selten oder gar nicht angesprochen.

Von offensichtlichen Fehlern wollen wir hier nicht sprechen. Drei Beispiele mögen genügen: Es muß erstaunen, wenn Rudolf Hagedorn von einer „selteneren“ Beschneidung von Mädchen im Judentum schreibt.9 Diese ist unter Juden absolut unüblich, hingegen soll sie bei gewissen Völkern Schwarzafrikas heute noch praktiziert werden. Wilfried Blasig schreibt von den spanischen Juden des Mittelalters, daß sie „wenig Hemmungen gehabt hätten, ihre Geschäfte rücksichtslos“ zu entfalten.10 Kritiklos wird der Hofchronist Bernaldez von Blasig zitiert, der von den Juden schreibt, daß sie „ohne viel Arbeit Gewinn“ machen wollten. Hier trägt der Autor zur Förderung der Judenfeindschaft mehr bei, als daß er sie bekämpft. Rudolf Pfeil schreibt in „Geschichte und Geschehen“ für die Klasse 8 (Gymnasium) — das maßgebliche Lehrmittel für die Gymnasien Baden-Württembergs —, daß, „weil die Juden abgesondert lebten“, einen „unverständlichen Ritus“ pflegten und sie „sich nicht bekehren lassen wollten“, der Haß von Christen auf diese entstanden sei.11 Es mag mit Fug und Recht bezweifelt werden, ob der durchschnittliche mittelalterliche Christ mehr von einem in Latein abgehaltenen christlichen Gottesdienst verstand als von einem jüdischen. Muß hier nicht eher die Grundsatzfrage gestellt werden, weshalb die damalige christliche Ideologie die Pflege der jüdischen Tradition — in der ja Jesus lebte — als illegitim — eben als „Absonderung“ — erklärte?

Defizite der Religionslehrerausbildung

Ursula Reck analysierte 1983 Antworten auf Fragebögen, die ihr 212 Religionslehrer von Gymnasien im Bereich der Erzdiözese Freiburg (Landesteil Baden) zugeschickt hatten („Das Judentum im katholischen Religionsunterricht“, Freiburg 1990). Auch hier lassen sich die oben erwähnten Befunde deutlich ablesen: 54% aller Lehrer unterrichten die Geschichte der Juden nach Jesus nicht für Klasse 9/10, während das Judentum bis zur Zeit Jesu von 81% behandelt wurde (s. ebd., 187-190). Noch signifikanter werden die Zahlenverhältnisse, wenn man die Frage nach den aktuellen Strömungen im Judentum stellt. In Klasse 7/8 ist dies kein Thema, in Klasse 9/10 behandelten dies nur 15% aller Religionslehrer, und sogar in der gymnasialen Oberstufe sprachen 56% dieses Thema gar nicht an (187-190). Dies mag damit zusammenhängen, daß sich die Lehrer gerade zu diesem Thema zu wenig ausgebildet fühlten: 68% aller Gymnasiums-Religionslehrer hatten während ihres Studiums nichts darüber erfahren! Betreffend den Staat Israel fühlten sich 63%, betreffend die jüdische Geschichte nach Jesus 59% aller Lehrer nicht orientiert (147).

Es wurde — und wird wohl — weithin Judentum unterrichtet, das allenfalls als folkloristisches Exotikum (Lebens-, Jahreszyklus) inzwischen (nach Ursula Reck seit Mitte der 1960er Jahre) Beachtung in Unterricht und Lehrplänen gefunden hat. Doch werden die neueren Strömungen seit der Epoche der Aufklärung, also seit mehr als 200 Jahren, ausgeblendet. Bei aller Komplexität würde die sachgerechtere Darstellung jüdischer Vielfalt — auch und gerade säkularer Identitäten — wohl mehr zu einem Verständnis der real lebenden Juden beitragen. Die „monolithische“ Darstellung einer rigiden Traditionalität geht an der Wirklichkeit vorbei. Diesen Mängeln kann man bis zu einem gewissen Grad abhelfen. Wir möchten nun einige meist neuere Werke kritisch kommentiert vorstellen.

Didaktisch bearbeitete Literatur

Borchardt, Wolfgang, Jüdisches Leben in christlicher Umwelt. Ein historischer Längsschnitt. Cornelsen-Hirschgraben Verlag, Frankfurt 1991. 200 Seiten.
Gute pädagogische Verarbeitung inkl. Synthesetexte. Zuspitzung auf deutsch-jüdische Verhältnisse in der Neuzeit. Die Geschichte der osteuropäischen, sephardischen und amerikanischen Juden ist im Gegensatz zur allgemeinen Konzeption des Mittelalter-Abschnitts ausgeblendet. Trotzdem ist es für die jüdische Geschichte das zur Zeit umfassendste und didaktisch am besten aufgearbeitete Werk im deutschsprachigen Raum. Wie oft ein so intensiver Studienstufenkurs durchgeführt werden kann, sei dahingestellt.

Flohr-Mendes, Paul et al. (Hg.), The Jews in the Modern World. A Documentary History. Oxford University Press, New York 1980. 556 Seiten.
Zeitraum 1650-1950. Enthält wichtige Kapitel über Osteuropa, Amerika und den Zionismus. Die drei großen religiösen jüdischen Strömungen Deutschlands werden ebenfalls gewürdigt (145-181). Leider wird das Englische für viele ein Hindernis sein. Ursprünglich waren viele Quellen auf Deutsch verfaßt (55-100, 186-247 u. oben).

Höxter, Julius, Quellenbuch zur jüdischen Geschichte und Literatur. Frankfurt 1927-32, Nachdruck Morascha-Verlag, Zürich 1983 (in 2 Bänden zusammengefaßt).
Ein Klassiker: Die Quellen reichen von den biblischen Zeiten bis zum Jahr 1926. Allerdings ist das Werk nicht didaktisch aufgearbeitet. Es enthält keine Einführungen, Synthesen oder zusammenfassende Fragen. Ursprünglich für den jüdischen Religionsunterricht zur Zeit der Weimarer Republik gedacht: Ein nicht geringes Vorwissen des Lehrers wird vorausgesetzt.

Schoeps, Hans Joachim, Jüdische Geisteswelt. Darmstadt 1953.
Wertvolle innere religionsgeschichtliche Perspektive (vom Talmud bis 1951).

Stillman, Norman A., The Jews of Arab Lands. A History and Source Book. Philadelphia 1979. Ders., The Jews of Arab Lands in Modern Times. Philadelphia 1991.
Ausführliche Einleitungen zu den Quellen, die unterrichtsgerecht in kleinen Portionen dargestellt werden. Ein für die Geschichte der sephardischen Juden unumgängliches Standardwerk, allerdings wohl nur für die Studienstufe.

Wilhelm, Kurt, Von jüdischer Gemeinde und Gemeinschaft. Schocken Bücherei, Ber-lin 1938.
Eine für die innere jüdische Geschichte wichtige Zusammenstellung von Gemeindestatuten und wichtigen Beschlüssen (Takkanoth) vom Mittelalter bis zum 17. Jh.

Beimel, Mathias, Juden in Deutschland. Diesterweg, Frankfurt 1988. 94 Seiten.
Ist nur für jüngere Schüler geeignet. Über das Judentum erfährt man leider wenig: die Innenperspektive kommt zu kurz. Es entspricht eigentlich mehr einem Lehrmittel zur Geschichte der Judenfeindschaft vom Mittelalter bis zur Schoa (8 Kernstunden).

Wolffsohn, Michael/Puschner, Uwe, Geschichte der Juden in Deutschland. Bayerischer Schulbuch-Verlag, München 1992. 328 Seiten.
Eine neuere Zusammenstellung, die u. a. auf Höxter zurückgreift. Die mit Schwergewicht auf die Zeit vom 17. Jh. bis nach 1945 zusammengestellten Texte sind unter etwas eigenartigen Rubriken thematisch, nicht chronologisch, zusammengefaßt und auch et-was lang. Daß der Autor schon eigene Essays als „historische Quellen“ herausgibt (315-318), spricht für das hohe Selbstbewußtsein desselben.

Heid, Ludger et al., Juden in Deutschland. Von der Aufklärung bis zur Gegenwart. Ein Lesebuch. Piper, München 1994. 369 Seiten.
Neben Exzerpten aus den oben erwähnten Sammlungen von Richarz und Höxter sind auch andere Memoirenverfasser berücksichtigt. Neu sind Quellen zum jüdischen Leben in der Bundesrepublik.

Lehrmittel zur jüdischen Religion

Lohrbächer, Albrecht (Hg.), Was Christen vom Judentum lernen können. Modelle und Materialien für den Unterricht. Herder, Freiburg 1994 (3. Aufl.). 220 Seiten.
Lohrbächer geht auf mögliche Vorurteile (Kap. VI) ein und ist speziell für den Religionsunterricht konzipiert. Wichtige Themen wie die Bedeutung des Staates Israel für die moderne jüdische Identität, das Verhalten der Kirche im Dritten Reich und das Selbstverständnis von Juden werden behandelt.

Loth, Heinz-Jürgen, Religionen Bd. IV: Judentum. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1989. 112 Seiten.
Eine mehr phänomenologische Darstellung des Judentums, die viel Gewicht auf Riten und Lebenspraxis legt. Die idealisierende Darstellung einer einzigen aktuellen Strömung im Judentum — der Lubawitscher Chassidim (101-107) — und die gleichzeitige Ausblendung aller anderen überzeugt nicht.

Wünsche, August et al., Aus Israels Lehrhallen. Nachdruck Olms, Hildesheim 1967. Winter und Wünsche, August, Die jüdische Literatur seit Abschluß des Kanons. Berlin 1897 (3 Bde.).
Ausführliche Auszüge aus rabbinischen Gleichnissen.

Illustrationen/Atlanten

Wichtig sind für die Anschaulichkeit Atlanten, die eine Orientierung auf einen Blick ermöglichen. Den Reichtum jüdischer Kultur und Geschichte kann man am Bilderatlas von Barnavi oder de Lange erahnen. Als Arbeitsinstrument eignet sich der Atlas von Friesel am besten. Einen kurzen Überblick mit Schwerpunkt Judenfeindschaft liefert das Buch von Gilbert. Illustrationen für den Unterricht können leicht aus den Werken von Rubens gewonnen werden. Judenfeindliche Bilder hat Fuchs zusammengestellt.

Barnavi, Eli, Histoire Universelle des Juifs. Atlas Hachette, Paris 1992. Deutsche Version: C. H. Beck, München 1993.

Friesel, Evyatar, Atlas of Modern Jewish History. Oxford 1988.

Gilbert, Martin, Jewish History Atlas. Steimatzky, London/Jerusalem 1985. Lange, Nicholas de, Jüdische Welt. München 1984 („Weltatlas älterer Kulturen“). Rubens, Alfred, A History of Jewish Costume. London 1981.

Ders., A Jewish Iconography. London 1982.

Fuchs, Eduard, Die Juden in der Karikatur. Ein Beitrag zur Kulturgeschichte. München 1921.

Memoiren

Für Schüler sehr eingängig ist die Lektüre von Memoiren. Gut nach Herkunft, sozialer Schicht und Berufsgruppen gegliedert ist das Werk von Monika Richarz. Die Erinnerungsauszüge sind für die Behandlung während des Unterrichts zu lang und können entweder in Auszügen oder als Hausaufgabe studiert werden.

Richarz, Monika, Jüdisches Leben in Deutschland. Selbstzeugnisse zur Sozialgeschichte. C. H. Beck, Stuttgart 1976/82 (Zeitraum 1780-1945, 3 Bde. und komprimierte Ausgabe).

Borries, Achim v. (Hg.), Selbstzeugnisse des deutschen Judentums, 1861-1945. Frankfurt 1988.
Hier sind Quellen zu den „berühmten“ deutschen Juden zu finden.

Wolff, Lion, Fünfzig Jahre Lebenserinnerungen eines jüdischen Lehrers. Leipzig 1919.
Ein durchaus nicht harmonisierender Einblick in die internen jüdischen Verhältnisse der zweiten Hälfte des 19. Jh.

Antisemitismus

Greive, Hermann, Geschichte des modernen Antisemitismus in Deutschland. Darmstadt 1983.
Kurzer, prägnanter Überblick.

Oomen, Hans Gert, Vorurteile gegen Minderheiten, Antisemitismus. Reclam, Stuttgart 1978, Nr. 9543.
Gut ausgewählte Quellentexte zum Rassen-Antisemitismus. Sogar die Diskussion der Forschung über Kontinuität/Diskontinuität wird in Auszügen dargestellt.

Studienkreis deutscher Widerstand (Hg.), Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstands und der Verfolgung 1933-1945;  s. bspw. Bd. 5 Baden-Württemberg (nördl. Teil). Verlag Akademische Schriften, Frankfurt/M. 1991.
Die Bände dieser Reihe helfen, den Nationalsozialismus in der Lokalgeschichte zu ver-orten.

Sekundärliteratur über die Didaktik

Zum Schluß fünf Titel, die helfen sollen, sich in der Forschungsdiskussion eine Orientierung zu verschaffen.

Georg-Eckert-Institut für internationale Schulbuchforschung (Hg.), Deutsch-Israelische Schulbuchempfehlungen. Braunschweig 1. Aufl. 1985; 2. Aufl. 1992.

Jochum, Herbert (Hg.), Juden, Judentum und Staat Israel im christlichen Religionsunterricht in der BRD. Paderborn 1980.

Marienfeld, Wolfgang, Die deutsch-jüdische Beziehungsgeschichte von der Aufklärung bis zum Zweiten Weltkrieg in der Darstellung gegenwärtiger Schulgeschichtsbücher in der Bundesrepublik, in: Internationale Schulbuchforschung, 7. Jg., Heft 4. 1985. 327-339.

Schatzker, Chaim, Die Juden in den deutschen Geschichtsbüchern. (Schriftenreihe der Bundeszentrale für politische Bildung, Bd. 173.) Kap. 4: Die Neuzeit bis zum Ende des Ersten Weltkrieges, 103-123, 125. Bonn 1982.

Ders., Was hat sich verändert, was ist geblieben? In: Deutsch-Israelische Schulbuchempfehlungen, 2. Aufl. Frankfurt 1992. 42-71 (s. Bibliographie ebd. 39 f.).

  1. Studienplan Realschule, Stuttgart 1994, 146; Studienplan Gymnasium, Stuttgart 1994, 168.
  2. Studienplan Realschule, 364.
  3. Studienplan Gymnasium, 418.
  4. Studienplan Realschule, 146.
  5. Studienplan Gymnasium, 601.
  6. Studienplan Hauptschule, 149.
  7. Studienplan Gymnasium, 320.
  8. Ebd., 604.
  9. Kontakte, Lese- und Arbeitsbuch für den Religionsunterricht in beruflichen Schulen (Lehrmittel für Berufsschulen), Teil II, 11. Aufl. 1983, 26.
  10. Von Jesus bis heute. 1973, 86 f.
  11. Giselher Birk et al., Geschichte und Geschehen, [Klasse:] 8, B. Stuttgart 4. Aufl. 1991, 26 f.

Jahrgang 3/1995 Seite 205



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