32 Dias mit Begleitheft. Patmos Verlag, Düsseldorf 1994. 72 Seiten.
Wahrlich, es ist nicht nur schwer, sondern unmöglich, den Glauben, die Geschichte und die Gegenwart des Judentums auf 64 Seiten und in 32 Dias darzustellen. Halbfas selbst weist daher im Vorwort darauf hin, daß die Begrenzung auf 32 Dias zu einer strengen Verdichtung zwingt. Außerdem mußte er zu seinem eigenen Bedauern auf viele Aspekte verzichten. Nach dem Lesen der Texte, die je Bild in Quellentexte, geschichtliche Einordnung und Bildinterpretation aufgeteilt sind, und nach der Sichtung des 32. Bildes stellt sich daher auch die Frage, warum Halbfas genau diese Aspekte ausgewählt hat und warum andere nicht. Warum zum Beispiel beginnt er diese Einführung in das Judentum mit dem so oft mißbrauchten Klischee des „Ewigen Juden“, des ruhelos umherziehenden Ahasverus. Meiner Meinung nach hätte Halbfas sich dieses erste Dia gerade wegen der strengen Begrenzung sparen und dafür einen anderen, wichtigeren Aspekt aufgreifen können. Der biblische Start der Segnung Abrahams als erster Quellentext wäre ein guter Anhaltspunkt gewesen. Trotz dieses unglücklichen Einstiegs sind jedoch einige bemerkenswerte Aspekte hervorzuheben. Halbfas‘ Ziel ist es, Verständnis und Verständigung zwischen Christentum und Judentum herzustellen. So schreibt er dann auch ausdrücklich: „Ohne Judentum kann sich das Christentum niemals selbst verstehen und noch weniger in seiner tiefsten Wahrheit einholen.“ Eine solche Aussage ist auch am Ende des 20. Jahrhunderts noch keine Selbstverständlichkeit. Zum Thema „Judenverfolgung“ während der NS-Zeit findet sich ein weiterer bemerkenswerter Satz: „Die Mehrzahl der Deutschen und auch die Kirchen nahmen zu der öffentlichen Diffamierung und Entrechtung der Juden nicht Stellung. Mit ihrem Schweigen und ihrer Gleichgültigkeit demonstrierten sie die Unfähigkeit, die Existenz jüdischen Lebens zu achten und zu schützen, geschweige denn zu lieben.“ Bedenkt man, daß diese Darstellung des Judentums für die Schule und Erwachsenenbildung gedacht ist, so erhalten solche Aussagen einen noch höheren Stellenwert. Trotz mancher Mängel, vor allem in der Auswahl der Bildmotive und so mancher Quellentexte, ist zu hoffen, daß diese 32 Dias mit Begleitheft oft in Schule und Erwachsenenbildung verwendet werden und so zur Vertiefung des jüdisch-christlichen Dialogs beitragen.
Herbert Winklehner
Jahrgang 3/1996 Seite 46