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HaCohen Kook, Abraham Isaak

Die Lichter der Tora

Hg. von Evelyne Goodman-Thau und Christoph Schulte. Akademie-Verlag, Berlin 1995. 133 Seiten.

Der Akademie-Verlag in Berlin hat es sich zur Aufgabe gemacht, in Verbindung mit dem Moses-Mendelssohn-Zentrum für Europäisch-Jüdische Studien an der Universität Potsdam, Quellen zum Verständnis des zeitgenössischen Judentums zu erschließen. Als Band 4 dieser Quellenwerke erschien nun das klassische Werk „Oroth Hathora“ (Lichter der Tora) des ersten aschkenasischen Oberrabbiners in Israel, Abraham Isaak HaCohen Kook (1865-1935), in deutscher Übersetzung von Timotheus Arndt, die jeweils auf der Gegenseite des hebräischen Textes zum Abdruck gelangt und damit die Überprüfung erleichtert.

Die dreizehn Kapitel (eine klassische Form der Anordnung, die auf Maimonides zurückgeht) enthalten religiöse Reflexionen und Meditationen über Sinn und Bedeutung der Tora für ein lebendiges Judentum unserer Zeit in Israel und in der Diaspora.

Die Verbindung von rabbinischer Tradition und Mystik macht das Werk zu einem modernen Klassiker der religiösen Literatur des Judentums. Rav Kook gilt als einer der bedeutendsten jüdischen Mystiker unserer Zeit.

In dem Nachwort von Joseph Dan, „Rav Kooks Stellung im zeitgenössischen jüdischen Denken“, wird seine Bejahung des säkularen Zionismus hervorgehoben. Bekannt ist sein Gleichnis, in welchem er sagte, daß, bevor der Hohepriester am Versöhnungstag in das Allerheiligste eintreten konnte, die Bauleute diesen Raum errichten müßten. Mit ihnen verglich er die Chaluzim (Pioniere) seiner Zeit.

Rav Kook erkannte das Walten Gottes bei der Erneuerung Israels auch im Handeln der säkularen Zionisten.

Rav Kooks Wahlspruch war: „Das Alte erneuern, und das Neue heiligen.“ Diese dynamische Haltung unterschied ihn von den orthodoxen Rabbinern seiner Zeit und Umwelt, die in dem säkularen Zionismus nur einen Irrweg sahen.

Die Religiös-Nationale Partei (Misrachi) seiner Zeit sah in ihm den unbestrittenen Führer des religiös-nationalen Lagers. In seinem Sohn, Rav Zvi Jehuda Kook, fand er einen würdigen Nachfolger, der die Jeschiva „Merkas Ha-Rav“ in Jerusalem leitete und als Gründer des „Gusch Emunim“ (Block der Gläubigen), einer radikalen Siedlergruppe, gilt. Diese Radikalisierung machte Rav Kook, sicher nicht ganz zu Recht, zu einer politischen Figur im Ringen um die Zukunft des Staates Israel.

In zahlreichen Studien wird die Bedeutung Rav Kooks für unsere Zeit analysiert und seine Stellung im zeitgenössischen jüdischen Denken aufgezeigt.

Für den deutschen Sprachraum wird hier eine Seite jüdischen Denkens der Moderne erstmals ins Licht gerückt.

Schalom Ben-Chorin


Jahrgang 3/1996 Seite 287



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