Biographie. Herder Spektrum 4490, Freiburg 1996. 192 Seiten.
Rabin wurde zunächst das, was er nicht wollte: er wurde Soldat. Sein Ziel war, Landwirt zu werden. Doch die Verhältnisse drängten ihn in eine andere Richtung. Daß er ein geschickter und auch begeisterter Soldat war, daran besteht kein Zweifel. Sein großes Verdienst lag aber in der Wandlung vom Krieger zum Versöhner. Ganz gelungen ist es ihm nicht, Frieden mit den arabischen Ländern und besonders mit den Palästinensern zu verwirklichen. Der gewaltsame Tod bereitet seinem Lebensziel hoffentlich kein Ende. Eine spannend geschriebene Biographie, die Einblick in den Alltag des Lebens der Juden in Palästina unter britischer Herrschaft vermittelt. Spannungen gab es jeden Tag, und die Situation erforderte täglich rasches, möglichst vorausschauendes und häufig wagemutiges Handeln. Auch wenn Rabin in dieser Biographie gelegentlich als nicht rasch entschlußfähig charakterisiert wird, im entscheidenden Augenblick tat er im militärischen Bereich das Notwendige. Er wird als der Pragmatiker gezeichnet, als das „analytische Gehirn“. Offensichtlich war er für politisches Handeln mit diplomatischem Geschick weniger geeignet. Dafür wurde ihm seine Ehrlichkeit abgenommen: Was er sagte, darauf konnte man sich verlassen. Das brachte ihm auch seine Wahlerfolge. Denn die Bevälkerung wählte nicht zuerst den Taktierer, sondern den Verläßlichen, den Friedensstifter. Dennoch wird viel Krieg mit zahlreichen Einzelheiten geboten. Ein Militärhistoriker, der der Verfasser ist, empfindet es vermutlich weniger martialisch.
Ursula Blum
Jahrgang 4/1997 Seite 280