Ein jüdischer Künstler aus Dortmund. Klartext Verlag, Essen 1997. 128 Seiten.
Obwohl Benno Elkan (1877-1960) Werke geschaffen hat, die weltbekannt sind, so die große Menorah, die seit 1966 gegenüber der Knesset in Jerusalem steht, und den großen Bronzeleuchter in der Londoner Westminster Abbey, gehört er zu jenen jüdischen Künstlern, die in Deutschland zu wenig Beachtung finden. Diesem Mangel will der vorliegende Bildband abhelfen, indem er vor allem die Arbeiten zeigt, die sich heute in seiner Geburtsstadt Dortmund befinden. Damit wird ein zwar wichtiger Ausschnitt aus dem Lebenswerk Elkans erfaßt, aber ein Überblick über das Gesamtwerk Elkans nicht gegeben. Wer sich näher mit Elkan befassen will, kommt nicht an der glänzenden Studie von Hans Menzel-Severing vorbei „Der Bildhauer Benno Elkan“, im Verlag des Historischen Vereins Dortmund/Ruhfus, 1980. Dort finden sich eine ausführliche Biographie Elkans, eine Einführung in sein Werk, Betrachtungen über das jüdische Geisteserbe Elkans und ein Werkkatalog. Neben einigen Porträtzeichnungen hat Elkan vor allem Grabdenkmäler, Medaillen, Plaketten, Bronzeporträts und Leuchter angefertigt. Er mußte 1933 Deutschland verlassen und ging nach London, wo er 1960 starb. Nach dem Krieg war er öfter wieder in Deutschland und hat auch mit seiner Heimatstadt Dortmund viele Kontakte gepflegt.
Der gut aufgemachte Bildband von Hofmann/Schmieder zeigt einige Skizzen, Grabmäler auf dem Ostfriedhof in Dortmund, einen eindrucksvollen Christuskopf (1905), der ehemals für eine Grabstätte bestimmt war und heute in der Marienkirche in Dortmund zu sehen ist, Büsten u. a. von Alfred Flechtheim, Carl Valentin und Walther Rathenau, eine Liegende (1922), Medaillen mit Porträts u. a. von Wilhelm Leibl, Frank Wedekind und Gustav Mahler und das Tonmodell eines Mahnmals für die wehrlosen Opfer des Bombenkriegs (1959). Am Ende erweitert der Bildband die Perspektive weit über Dortmund hinaus und zeigt einige hervorragende Photos der Menorah, die zum Symbol des Staates Israel geworden ist. Mit der Menorah, auf der wichtige Szenen und Gestalten der jüdischen Geschichte und Themen jüdischen Lebens dargestellt sind, wollte der Bildhauer eine Symphonie jüdischer Geistigkeit schaffen. Auf den letzten Bildern sehen wir den Aufstand im Warschauer Getto und die Pionierarbeit der Chaluzim. Nicht erwähnt ist, daß die ursprüngliche Darstellung Salomos mit Schulamith nicht auf dem Leuchter angebracht werden durfte, weil sie der Orthodoxie zu erotisch erschien. Statt des beanstandeten Paares ist nun Salomo allein dargestellt.
Elkan gehört sicher nicht zu den Avantgardisten des 20. Jahrhunderts und auch nicht zu den Hauptvertretern der Moderne. Aber er war ein vielseitiger und begabter Künstler, der in der Skulpturtradition des 19. Jahrhunderts stand und große handwerkliche Fähigkeiten besaß. Im Verlauf seines Lebens hat er sich mehr und mehr jüdischen Themen zugewandt. Die eindrucksvolle Dortmunder Publikation kann dazu beitragen, daß Elkan größere Aufmerksamkeit in Deutschland findet.
Werner Trutwin
Jahrgang 5/1998 Seite 304