Materialheft, Arbeitsheft, Lehrerkommentar und Unterrichtsanregungen. Institut für Religionspädagogik der Erzdiözese Freiburg 1997. 46, 60 und 80 Seiten.
Die sinnvoll in ein mehrfach verwendbares Materialheft und ein individuelles Schüler-Arbeitsheft aufgeteilte Unterrichtshilfe ist überzeugend aufgebaut: Auf die Anknüpfung an die Lebenssituation der Schüler (Wo und wie können uns heute Juden begegnen?) folgt die Erarbeitung jüdischen religiösen Lebens: Familie — Schabbat — Synagogengottesdienst — heilige Schriften — Feste im Jahreskreis — Stationen im Leben der Gläubigen. Danach werden jüdische Geschichte, das Land Israel, die Tradition, in der Jesus im Judentum steht, behandelt. Abschließend werden Judentum und Christentum noch einmal ins Verhältnis gesetzt (mit Blick auf den Vergleich des Paulus: „Die Wurzel trägt dich“).
Diese Konzeption ist sachlich angemessen und entspricht dem heutigen theologischen Forschungsstand (Jesu Anspruch wird z. B. nicht mehr mit Hilfe der Bergpredigt und speziell der Antithesen „verdeutlicht“, sondern durch Lk 4,16-19, Erfüllung der Prophetie des Jesaja). Der Vergleich von Judentum und Christentum wird nicht nur im Schlußkapitel angestellt, sondern begleitet fast alle Kapitel. Sachlichkeit und Hochachtung gegenüber unseren älteren Geschwistern im Glauben prägen die Texte. Ebenso erfreulich ist die methodische Vielfalt der vorgeschlagenen Arbeitsaufträge. Sicherlich kann man an Einzelheiten Kritik üben bzw. Alternativen überlegen. Ist z. B. der 1. Januar als „Hochfest der Gottesmutter Maria“ wirklich so im Bewußtsein der Gläubigen verankert, daß dieses Fest in den Jahresüberblick aufgenommen werden muß? Etwas gewichtiger ist die Frage, wie die Stellung der Frau berücksichtigt wird. Als Beispiel dient die im Reformjudentum mustergültige Gleichberechtigung der Geschlechter. Es wäre auch möglich gewesen, in einem Abschnitt „Die Frau in der Religion“ zu zeigen, wie diese Gleichberechtigung errungen wurde. Bat Mizwa und Frauen im Rabbineramt gab es ja nicht immer. Themenverschiedene Gruppenarbeiten, die in ihrem Gewicht und ihrer Zeitdauer sehr unterschiedlich sind, können sich als schwierig erweisen wie etwa bei der Aufgabenstellung „Juden im Mittelalter in Europa“ und „Judenverfolgung in Deutschland zur Zeit des Nationalsozialismus“ mit einer Fülle von Informationsmaterial gegenüber einem Thema wie „Die Juden in Babylonien“.
Auch einige Korrekturen und Hinweise sind anzumelden. Das erwähnte „Lexikon“ befindet sich nicht, wie angegeben, im Materialheft, sondern im Arbeitsheft. Ein böser Druckfehler ist die Rede von „Judenprogrammen“ statt Judenpogromen (Lehrerkommentar, 48). Das dritte Heft (Lehrerkommentar) schlägt vor, die Materialien frei erarbeiten zu lassen und gibt auch Hinweise, wie diese Unterrichtsform einzurichten ist. Zur Selbstkontrolle der Arbeitsblätter werden Vorlagen für Lösungskärtchen gegeben. Zu den einzelnen Abschnitten finden sich erläuternde Hinweise, Formulierungen der Lernziele, weiterführende Literatur und Medien sowie gelegentlich Vorschläge für ergänzende Arbeitsmaterialien. Im Vorwort benennt Peter Fiedler Voraussetzungen, wie das Judentum im christlichen Religionsunterricht adäquat und rücksichtsvoll zu behandeln ist. Die Hefte sind für den Lehrplan der Realschule angelegt. Sie lassen sich, zumindest in Auszügen, aber auch sehr gut an Gymnasien, vor allem in dem fächerverbindenden Projekt „Juden in Deutschland“ verwenden.
Horst Gorbauch
Jahrgang 6/1999 Seite 204