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Ebach, Jürgen

Streiten mit Gott

Hiob. 2 Bände. Kleine Biblische Bibliothek. Neukirchener Verlag, Neukirchen-Vluyn 1995/96.177 und 169 Seiten.

Der Verfasser folgt der überlieferten Endgestalt des Textes und bietet einen dichten, aber noch gut lesbaren Kommentar. Dabei versucht er, der eigenen, oft widersprüchlichen Gesprächs-Vielfalt des Buches gerecht zu werden, wenn er bescheiden feststellt: „Wenn der Kommentar etwas zu sagen hat, so allenfalls im Versuch, den Worten des Hiobbuches nachzugehen, nicht über es zu reden, sondern mit ihm.“ Eine eigene, sehr klare und verständliche Übersetzung ist Teil der Kommentierung, deren Basisprogramm auf Untersuchungen Ebachs zum Hiobbuch zurückgeht (Hiobs Post. Gesammelte Aufsätze zum Hiobbuch, 1995). Ebach führt hervorragend in das Hiobbuch ein; neben der fortlaufenden Kommentierung einzelner Verse gelingt ihm die übergreifende Darstellung, bildet er thematische Schwerpunkte (die man drucktechnisch besser hätte hervorheben können). Dabei werden für den Leser ohne Vorkenntnisse wichtige Sachverhalte zusammengefaßt (z. B. zum Gottesnamen oder zur Gestalt des „Satan“). Spannend ist auch, den genauen und eigenständigen semantischen Überlegungen des Autors nachzugehen. Ganz nebenbei erhält man so eine gute Einführung in zentrale Verba alttestamentlicher Botschaft. Der Kommentar empfiehlt sich damit auch zur fortlaufenden Lektüre für jeden, der Hiob begegnen möchte. Ebach sieht die „Lösung“ des Hiob-Problems in der Verbindung von Existenz- (42,5) und Problem/Theologie-Ebene (42,6) sowie im Ineinander von Haltungs- und Aussage-Ebene bei Hiob, der immer wahrhaftig bleibt, auch dort, wo er maßlos anklagt. „Hiob ändert seine Einstellung (i. e. die Theologie, Anm. d. Rez.), während er noch in Staub und Asche sitzt. Sein ,Wissen‘, das ihn nach der Gottesrede zu dieser Änderung bewegt, ist also gerade nicht die Folge einer Änderung seiner Lage ... die Frage nach dem Leiden ist von der Zweckfrage und der Kosten-Nutzen-Rechnung abgelöst.“ Literatur-Nachtrag: H.-P. Müller, Das Hiobproblem, dritte erweiterte Auflage 1995, u. a. mit Notizen über die philosophische Diskussion zum Buch Hiob.

Bernd Feininger


Jahrgang 7/2000 Seite 49



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