Ein biblischer Reisebegleiter. Tyrolia Verlag, Innsbruck/Wien 1998. 261 Seiten, mit 17 Farbabbildungen.
Schon der Titel signalisiert eine sehr eigenwillige und originelle Darbietung. Ihre Stärke liegt zum einen in ihrer Vorgeschichte, da sie intensive Vorbereitung und Nacharbeitung mehrerer Fachexkursionen der Theologischen Fakultät Graz und die persönlichen Reiseerfahrungen der Herausgeber zu einem Buch vereinigt, das sich als Reisebegleiter versteht. Darin liegt allerdings auch ein beträchtliches Maß an Zufälligkeiten, was sich vor allem an der Auswahl von Lokalitäten sowie sehr unterschiedlich eindringender und umfangmäßig stark variierender Darbietung äußert. So wäre, wenn schon von „biblisch“ die Rede ist, der Lebensraum und die Archäologie des atl. Israel unbedingt miteinzubeziehen, während davon nur ganz am Rande die Rede ist (vgl. die marginalen Bemerkungen zu Hazor, Megiddo, Beth Schean, Jerusalem; nicht im Blick sind Hebron, Beerscheba u. a. m.), abgesehen von der nicht ohne weiteres nachvollziehbaren „Ausweitung“ des „Heiligen Landes“ auf Jordanien. Zum anderen zeichnet sich dieses Werk aus durch eine Reihe von besonderen Themendarbietungen, die sonst vernachlässigt oder gar nicht angesprochen sind in Reiseführern. So geben einerseits die von Exkursionsteilnehmern erarbeiteten thematischen Überblicke und Referate im 2. Teil sehr brauchbare Einblicke und Orientierung (z. B. zu Wirtschaft, Palästinenserfrage, Gamla, Synagogen, „Stenogramm zu den Chagall-Fenstern in der Hadassa“, Literatur in Israel). In dem größeren, von den Hg. behandelten 1. Teil seien erwähnt die Bedeutung der Steingefäße im Kontext der Reinheitstorot, die Liste der Erdbeben mit betroffenen Gebieten, „Nomaden in der Bildkunst Ägyptens, Mesopotamiens und Palästinas“, Pflanzen- und Tierwelt um den See Gennesaret, die Domestikation der Kamele, die historische Problematik des Exodus der Urgemeinde nach Pella, die politische Gestalt der Dekapolis. Dafür ist auch die wichtigste Basisliteratur angegeben, womit bereits angedeutet ist, daß dieser Reiseführer ein fachlich versiertes und speziell interessiertes Publikum ansprechen will. Insgesamt läßt sich daraus viel lernen und in Verbindung mit anderen Führern ein solides Hintergrundwissen für eine eigene Palästina- und Westjordanienreise gewinnen. Was mit Ausnahme des Tempelareals völlig fehlt, sind Skizzen und Pläne zu den Örtlichkeiten. Bei den ostjordanischen Haftpunkten zur Geschichte Israels wäre auch Elija, „der Prophet aus Tischbe in Gilead“ (1 Kön 17,1) zu erwähnen.
Robert Oberforcher
Jahrgang 7/2000 Seite 143