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Lichtblau, Albert (Hg)

Als hätten wir dazugehört

Österreichisch-jüdische Lebensgeschichten aus der Habsburgermonarchie. Böhlau Verlag, Wien/ Köln/Weimar 1999. 664 Seiten.

Seit Jahren sammelt der Salzburger Historiker Albert Lichtblau im Auftrag des New Yorker Leo-Baeck-Instituts und des Instituts für die Geschichte der Juden in Österreich österreichisch-jüdische Lebenserinnerungen, die in New York und in einem zusammen mit dem Wiener Sozialhistoriker Michael Mitterauer eingerichteten Archiv österreichisch-jüdischer Lebensgeschichten aufbewahrt werden.

Das Resultat dieser Arbeit, die umfangreiche Anthologie „Als hätten wir dazugehört“, ist ein beeindruckendes Dokument, das sowohl als historisches Quellenmaterial wie auch als berührendes Lesebuch zur österreichisch-jüdischen Geschichte von Bedeutung ist. Sein Vorbild war die von der heute in Hamburg lehrenden Sozialhistorikerin Monika Richarz 1976 bis 1982 herausgegebene dreibändige Anthologie „Jüdisches Leben in Deutschland“.

Das Buch ist geographisch gegliedert und beinhaltet Lebensgeschichten aus Galizien, der Bukowina, Mähren, Böhmen, den Alpenländern und Wien aus dem Zeitraum 1848 bis 1918. Lichtblau, der mit vielen österreichischen Juden auch Interviews führte, stellte die Texte sowohl in seiner ausführlichen und persönlichen Einleitung als auch in den einzelnen Kommentaren in ihren jeweiligen Kontext. Einige der noch nie zuvor veröffentlichten Memoiren, wie etwa von dem Wiener Oberrabbiner Moritz Güdemann oder von dem Zionisten und Anthroposophen Ernst Müller, sind so bedeutend, daß ihre spätere Publikation in Buchform sehr wünschenswert wäre.

Die Erinnerungen von Else Bergmann, Antoinette von Kahler und Gertrude Urzidil sind allein wegen der Familien und der Persönlichkeit der Autorinnen auch literatur- und kulturgeschichtlich wichtige und lesenswerte Dokumente. Bei dem Czernowitzer Lehrer Milo Tyndel, der Czernowitzer und später Wiener Kommunistin Prive Friedjung und dem früheren Direktor des New Yorker Leo-Baeck-Instituts Fred Grubel hat Lichtblau leider nicht erwähnt, daß deren Erinnerungen inzwischen bereits auch als Bücher publiziert wurden, obwohl er Friedjungs Memoiren selbst bei Böhlau herausgegeben hat.

Evelyn Adunka


Jahrgang 7/2000 Seite 214



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