13 Portraits außergewöhnlicher Frauen. Klöpfer und Meyer, Tübingen 1999. 166 Seiten.
Die Autorin porträtiert Frauenschicksale, die in Wendezeiten und trotz schwerer Schicksalsschläge den Traum ihres Lebens mit großer Vitalität gestaltet haben oder — wie die lateinamerikanische Dichterin Alfonsina Storni oder die kompromißlose Wienerin Hertha Kräftner — ihr Leben auslöschten. Erschütternd wirken jüdische Frauen wie Selma Meerbaum-Eisinger und Etty Hillesum, die schreibend der Vernichtung der Schoa widerstanden. Auch die polnische Jüdin Mascha Kaléko und Nelly Sachs konnten nur durch Flucht der Ermordung durch die Nazis entrinnen. Ihre Heimat war „nur die Liebe“, oder äußerste Verlassenheit, wie Meerbaum-Eisinger sie beschreibt: „Das ist das Schwerste: Sich verschenken und wissen, daß man ganz überflüssig ist. Sich ganz zu geben und zu denken, daß man wie Rauch ins Nichts zerfließt.“ Dagegen wirken Frauen wie die Malerin Paula Modersohn-Becker oder die Freundin Franz Kafkas, Dora Dymant, trotz der Tragik ihrer existentiellen Herausforderungen, fast behütet. Auch die „Geretteten“, unter ihnen die Expressionistin Henriette Hardenberg, lebten trotz ihres „Gerettet-Seins“ in einem doppelten Exil: im Ausland und im inneren Exil der Ängste und der Schwermut, die die Schoa in ihr auslöste. Frauen wie Ricarda Bleich, die Dichterin Annette von Droste-Hülshoff oder die Schweizer Ordensgründerin Maria Theresia Scherer zeigen den Eigenstand und die schöpferische Kraft von Frauen. Leider fehlen ausdrucksstarke Bilder dieser Frauen.
Waltraud Herbstrith
Jahrgang 7/2000 Seite 300